Mehr als nur Blumen und Girlanden
Der Dorfwettbewerb entstand Anfang der 1960er-Jahre in den alten Bundesländern und hieß damals noch "Unser Dorf soll schöner werden". Vom damaligen Präsidenten der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V., Graf Lennart Bernadotte, initiiert, sollte der Wettbewerb helfen Dörfer zu verschönern und lebenswerter zu machen. Ging es zuerst nur um die schöne Fassade, so kamen mit den Jahren grundlegendere Inhalte hinzu, wie der Sozialgeograf Prof. Dr. Klaus Friedrich von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hinzufügt. Er beschäftigt sich u.a. mit dem demografischen Wandel und der Dorfentwicklung in Deutschland: "Man hat angefangen die Infrastruktur in den Dörfern zu verbessern und das Handwerk zu unterstützen. Und das war auch bitter nötig. Die Dörfer standen einfach nicht mehr im Fokus der Stadtplanung." So verschob sich der Schwerpunkt des Wettbewerbs auf infrastrukturelle und innovative Entwicklungen in den Dörfern und wurde daher in "Unser Dorf hat Zukunft" umbenannt. 1991 wurde er erstmals auch in den neuen Bundesländern durchgeführt.
Nach der Wende
Der erste Anstoß zur Teilnahme kam vom Landkreis. Regina Frens erinnert sich: "1990 rief der Landkreis an und sagte: 'Da gibt es so einen Wettbewerb. Macht doch da mit, Steutz und Steckby, gleich mit allen beiden Dörfern.' Wir wussten noch gar nicht, wie das funktioniert und was das war." Doch das störte die damals frisch im Amt tätige Bürgermeisterin nicht. Sie sei ein spontaner Mensch und Neues interessiere sie schon immer. So beschlossen sie und ihre Kollegen es einfach auszuprobieren und zu sehen, wie weit sie es schaffen. "Zum Schaden konnte das ja nicht sein. So einfach war das." Damit bewarben sich sowohl Steutz als auch Steckby zuerst auf Kreis- und Bezirksebene für den Wettbewerb, beide Dörfer kamen weiter zum Landesausscheid. Dort ging Steckby leer aus, doch Steutz schaffte es bis zum Bundeswettbewerb und erhielt bereits 1993 die Bronzemedaille auf Bundesebene. "Natürlich waren die Steckbyer etwas enttäuscht. Aber ermutigt durch die 800-Jahrfeier 1996, trugen die Einwohner ihren Enthusiasmus gleich weiter in den Dorfwettbewerb zwei Jahre später", erzählt Regina Frens. Und diesmal klappte es: Steckby zog im Mai 1998 in das Finale des Dorfwettbewerbs ein und durfte sich auf Bundesebene beweisen.
Steckbrief
- Ort: Steckby
- Gemeinde: Zerbst/ Anhalt
- Landkreis: Anhalt-Bitterfeld
- Einwohner 1990: 298
- Einwohner 1998: 308
- Einwohner 2012: 906 (Steutz und Steckby zusammen)
- Fläche: 1.125 ha
- Dorf und Landschaft: Runddorf an der Elbe, 1196 erstmals urkundlich erwähnt
- Infrastruktur: Kirche, Friedhof, Dorfhaus, Dorfplatz, Spielplatz, Bolzplatz, 2 Gaststätten, ein Café
- Kultur und Sehenswürdigkeiten: Kirche im Feldsteinbau, Heimatstube, kleine Galerie, Vogelschutzwarte, 2 Gedenkstätten, Biosphäre, Naturschutzgebiet
- Regelmäßige Veranstaltungen: Karneval, Osterfeuer, Maifest, Reit-, Fahr- und Voltigierturnier, Straßenfest, Feuerwehrausscheid, Schützenfest, Trachtenpflege, Kinderfest
- Vereine: Reit- und Fahrverein, Steckbyer Schützengilde, Karnevalsclub "Grün Weiß", Heimat- und Trachtenverein, Jagdgesellschaft, Seniorenkreis, Volkssolidarität, Freiwillige Feuerwehr, Singekreis